17.10.2012

Acht Legenden zur Münchner S-Bahn - und die Anworten des MVV darauf!

17.10.2012, 12:38 Uhr

So stellt sich zum Beispiel das „Aktionsbündnis S-Bahn München“ gegen den geplanten S-Bahntunnel und möchte die „Legendenbildung“ der Stadt an Hand von acht Beispielen widerlegen. Darunter finden Sie jeweils die passenden Antworten des MVV.

„Den zweiten Tunnel gibt es doch fast geschenkt“

Aktionsbündnis S-Bahn München: Wohl kaum – für Zins und Tilgung kommt der Steuerzahler auf. Und die Fahrpreise steigen: Die Anlagen-Unterhaltung kostet zusätzlich 18 Mio. Euro im Jahr.

Das sagt der MVV dazu: Verkehrsinfrastruktur kostet unbestritten Steuergelder – für Straße wie für die Schiene. Dass sich ein 2. Tunnel jedoch volkswirtschaftlich lohnt, beweist der positive Nutzen-Kosten-Faktor von 1,15. Das bedeutet 1,00 € an Investition bringt der Volkswirtschaft einen Nutzen von 1,15 €. Ein guter Wert, der im Übrigen für den Südring deutlich niedriger liegt. Und dieses kommt dem Wirtschaftsstandort München und somit auch der Bevölkerung zu Gute.

„Die Stammstrecke ist völlig überlastet“

Aktionsbündnis S-Bahn München: Wie das? Selbst zur Stoßzeit fahren die meisten Linien nur mit 2 Zugteilen – 3 sind stets möglich.

Das sagt der MVV dazu: In der Hauptverkehrszeit fahren im Stammstreckentunnel 30 Züge pro Stunde und Richtung. Der Stammstreckentunnel ist damit die am stärksten befahrene Eisenbahnstrecke Europas. Dass auf einigen Linien lediglich Vollzüge fahren, ändert aber nichts am Grundproblem, dass zusätzliche Trassen für die S-Bahnen – z.B. auf der stark belasteten S4 West – benötigt werden.

„Mit 800.000 Fahrgästen täglich geht´s nicht ohne zweiten Tunnel“

Aktionsbündnis S-Bahn München: Nicht mogeln – auf dem fahrgaststärksten Abschnitt fahren gut 200.000 täglich – nicht viel mehr als bei der U3/U6. Nur sind U-Bahn-Züge deutlich kürzer!

Das sagt der MVV dazu: Fast 800.000 Fahrgäste nutzen täglich die S-Bahn. Ein Großteil passiert dabei täglich die Stammstrecke oder Teile davon. Die stärksten Querschnitte zählen über 230.000 Fahrgäste. Betrachtet man die Bevölkerungsprognosen im Umland ist ein weiterer Anstieg sicher. Zahlen in dieser Dimension treten in Abschnitten auch bei der U-Bahn auf: mit der gleichen Folge – auch die MVG sucht händeringend nach Lösungen zur künftigen Bewältigung der Fahrgastströme. Für die S-Bahn liegt die Lösung auf der Hand: die 2. Stammstrecke.

„Bei Störungen im Tunnel gibt es keinerlei Ersatz“

Aktionsbündnis S-Bahn München: Mehr als anderswo! Zwischen Hbf und Ostbahnhof gibt es die U5 und den Südring, zwischen Hbf und Pasing fahren Regionalzüge in dichten Abständen.

Das sagt der MVV dazu: Sollen S-Bahnzüge auf die U5 ausweichen oder zwischen Pasing und Hauptbahnhof pendeln? Sicher nicht. Es geht darum, den S-Bahnverkehr nach einer Störung möglichst rasch wieder in einen Normalbetrieb zu überführen. Auf Grund der hohen Auslastung ist aber heute ein Verspätungsabbau in der Hauptverkehrszeit nicht möglich. Und auch bei verminderter Zugzahl kann dies heute häufig einen halben Tag dauern. U-Bahn und Regionalzug können heute sicher für den Fahrgast die Problematik mildern, sind aber keine echte Lösung, wenn es darum geht den S-Bahn-Verkehr schnell wieder in den Regelbetrieb zu bekommen. Hier hilft die höhere Kapazität durch zwei Stammstrecken.

„Fast alle S-Bahn-Fahrgäste fahren über den Marienplatz“

Aktionsbündnis S-Bahn München: Leicht gefehlt! Nur etwa jeder dritte S-Bahn-Nutzer fährt tatsächlich über den Knotenpunkt Marienplatz.

Das sagt der MVV dazu: Rund 175.000 Menschen steigen täglich am Marienplatz ein und aus. Eine gewaltige Zahl. Zählt man die drei Tunnelstationen eines künftigen zweiten Tunnels, Marienplatz, Hauptbahnhof und Ostbahnhof zusammen ergeben sich tatsächlich über 420.000 Fahrgäste, was deutlich über 50% aller S-Bahn-Fahrgäste entspricht. Ein eindeutiges Argument für das Konzept mit 2. Tunnel.

„Mit Express-S-Bahnen wird alles schneller und besser“

Aktionsbündnis S-Bahn München: Keinesfalls! Viele Direktverbindungen fallen weg. An vielen Stationen soll es in die City statt 6 Zügen pro Stunde nur noch 4 Züge geben.

Das sagt der MVV dazu: Nicht alles, aber vieles: Die Fahrgastprognosen haben eindeutig gezeigt, dass die Fahrgäste gerade durch die schnellen Express-S-Bahnen vom Auto auf den ÖPNV umsteigen. Alle aufkommensstarken S-Bahn-Stationen werden auch zukünftig in der Hauptverkehrszeit (HVZ) mit 6 Fahrten pro Stunde bedient und in der Normalverkehrszeit mit 4 (statt heute 3 Fahrten). Die Anzahl an Stationen, an denen im Startkonzept tatsächlich eine Reduzierung des Angebots in der HVZ erfolgt, ist sehr überschaubar. Auch diese Stationen haben den Vorteil, dass künftig den gesamten Tag über 4 statt 3 Fahrten angeboten werden.

„Ein zweiter Tunnel löst das Verspätungsproblem“

Aktionsbündnis S-Bahn München: Nicht wirklich, denn nicht einmal jede zehnte Störung entsteht im Stammstreckentunnel.

Das sagt der MVV dazu: Störungen sind vielfältig. Auch wenn Störungen natürlich auch auf den Außenästen anfallen, so sind die für den S-Bahnverkehr problematischsten Störungen, die im Bereich der Stammstrecke entstehen, da diese unmittelbare Folgen für alle anderen Linien haben und sich Verspätungen in kürzester Zeit potenzieren. So wirkt sich die Störung einer Linie unmittelbar auf alle S-Bahnen einer Richtung bis hin zum gesamten S-Bahn-Verkehr aus. Die Folgen einer Stammstreckenstörung sind fatal. Es dauert Stunden bis das System wieder ins Gleichgewicht kommt. Der 2. Tunnel kann hier als schneller und wirksamer Bypass agieren.

„Ohne zweiten Tunnel kein Flughafen-Express“

Aktionsbündnis S-Bahn München: Schon heute könnte eine Linie, die am Ostbahnhof endet, nonstop zum Flughafen verlängert werden.

Das sagt der MVV dazu: Expresslinien ab dem Ostbahnhof zum Flughafen wären prinzipiell möglich, wenn nicht das Nadelöhr zwischen Daglfing und Johanneskirchen durch den Mischbetrieb den Betriebsablauf vor große Herausforderungen stellen würde. Tatsächlich verkehrlich wirksam kann ein Express zum Flughafen aber erst werden, wenn Expressverkehre aus dem weiteren Umland über die 2. Stammstrecke schnell und direkt zum Flughafen geführt werden können.

uk / Quellen: MVV; Aktionsbündnis S-Bahn München, Bild: MVV München

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