Der FC Bayern München feiert ausgiebig den Gewinn der 34. Meisterschaft und kontert die öffentliche Kritik am Ibiza-Trip. Auf dem Rathaus-Balkon gibt es einen Hauptdarsteller.
München (dpa) – Das letzte Wort auf dem Rathaus-Balkon hatte natürlich Thomas Müller. Ein letzter Ibiza-Scherz noch – dann rief die Vereinslegende den tausenden Bayern-Fans auf dem Marienplatz in bayerischer Tracht dankbar ein lautes «Merci! Servus! Bye Bye!» zu. «Ich wollte mich nochmal bedanken bei euch für all die wunderschönen Jahre.» Nach 13 persönlichen Meister-Titeln tritt der Rekordspieler ab – zumindest als Spieler seines Langzeit-Clubs.
Meistermacher Vincent Kompany hielt sich auch bei seiner ersten Titel-Party auf dem Rathausplatz dezent im Hintergrund. Der Hauptdarsteller und große Star war natürlich der 35-jährige Müller. Als letzter Spieler wurde die Vereins-Ikone auf den Balkon gerufen, es war der emotionale Höhepunkt beim Empfang der in Lederhosen und Dirndl gekleideten Fußballer und Fußballerinnen des FC Bayern. Letztere durften sich sogar als Double-Gewinnerinnen feiern lassen.
Müller verbeugte sich kurz, legte seine Hände aufs Herz und stand dann mit der aus Leverkusen heimgekehrten Meisterschale beim «We are the Champions» ganz vorne. Später stimmte er ein letztes Lied an und scherzte nochmal über den vieldiskutierten Ibiza-Trip eines Teils der Mannschaft. «Schön war’s, super! Sollten sich vielleicht einige Mannschaften eine Scheibe abschneiden, wenn sie mal 4:0 gewinnen wollen», sagte er einen Tag nach Sieg gegen Hoffenheim.
Rund um ihre finalen Feierlichkeiten rechneten die Meister-Bayern aber auch kräftig mit ihren Kritikern wegen der öffentlichen Empörung um den Trip von Stars wie Kapitän Manuel Neuer und den erneuten Torschützenkönig Harry Kane (26 Treffer) ab.
82 Punkte und 99 Tore
Der souveräne Auftritt bei der TSG Hoffenheim war eine deutliche sportliche Antwort auf Vorwürfe wie Wettbewerbsverzerrung im Bundesliga-Endspurt. Mit famosen 82 Punkten und 99 Toren schlossen die Münchner nach der titellosen Vorsaison das Liga-Rennen als unangefochtene Nummer eins ab.
Vereinspatron Uli Hoeneß stellte daher zufrieden fest: «Ich habe immer gesagt, dass der deutsche Meistertitel der ehrlichste ist – und den haben wir mit einer unglaublichen Distanz geholt. Leverkusen 13 Punkte, Dortmund 25 Punkte – wenn mir das vor der Saison einer gesagt hätte, hätte ich ihn für verrückt erklärt. So souverän haben wir selten die Meisterschaft gewonnen.»
Viel Lob für den Trainer
Kompany, der als Nachfolger von Thomas Tuchel nicht als 1a-Lösung nach München kam, hat sich als Glücksgriff erwiesen. «Die Mannschaft ist besser geworden. Das ist auch ein Verdienst unseres Trainers», sagte Vorstandschef Jan-Christian Dreesen. Sportvorstand Max Eberl befand: «Wir haben einen Trainer, der aus den Spielern wieder das herausholt, was sie können.»
Das höchste Lob für den 39 Jahre alten Belgier gab es aber von Hoeneß: «Dafür, dass er vorher noch nie in Deutschland gearbeitet hat und dies erst seine zweite Trainerstation ist, hat er einen überragenden Job gemacht. Er hat den FC Bayern in der Öffentlichkeit befriedet.»
Statt Eigenlob rühmte Kompany lieber die Arbeitsmoral seiner Spieler und versprach, man wolle «weiterarbeiten und weiter siegen». Möglichst schon bei der Club-WM, die Mitte Juni beginnt und nach dem verpassten Champions-League-Finale im eigenen Stadion die Chance bietet, das internationale Renommee aufzupolieren und zudem viel Geld für neue Stars zu verdienen.
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