Bild: Sven Hoppe
13.02.2020

Erster Münchner Corona-Patient entlassen

Auf diesen Moment haben alle gewartet.

Es war der Moment, auf den das ärztliche und pflegerische Team der Infektiologie im Klinikum Schwabing seit 16 Tagen gewartet hat: Am 12. Februar konnten sie erstmals jemandem, der mit Coronavirus in Schwabing behandelt wurde, die gute Nachricht der Entlassung überbringen.

Prof. Clemens Wendtner, Chefarzt der Klinik für Infektiologie in der München Klinik Schwabing:

„Wer von uns offiziell entlassen wird, kann ohne Kontaktsperre wieder in seinen Alltag zurückkehren. Hier gibt es keinen Anlass mehr zur Sorge oder zur Zurückhaltung.“

Und er ergänzt:

„Mein Dank geht an das gesamte ärztliche und pflegerische Team unserer Infektiologie, das in den vergangenen Wochen wirklich Herausragendes geleistet hat und noch leistet. Außerdem habe ich großen Respekt vor meinen Patienten, die mit dieser belastenden Situation ruhig und gelassen umgehen. Sie sind die wahren Helden.“

Voran gegangen war ein intensiver Austausch mit den staatlichen Behörden, welche die Entlasskriterien zusammen mit mehreren hochrangigen wissenschaftlichen Experten, darunter auch dem Robert Koch-Institut (RKI), diskutierten und bestimmen mussten.

„Allgemeine Kriterien für eine Entlassung sind unter anderem kein Coronavirus-Nachweis in den Atemwegssekreten, Symptomfreiheit und eine ausreichend lange Isolationsdauer. Bei Erfüllung dieser Kriterien ist davon auszugehen, dass von den Betroffenen keine Ansteckungsgefahr mehr ausgeht“, sagt Dr. Andreas Zapf, Präsident des LGL.

Die entlassene Person hat darum gebeten, die Privatsphäre zu schützen, und bleibt anonym. Prof. Wendtner: „Wir sprechen mit den Patienten ab, was wir über ihren Gesundheitszustand nach außen geben. Sie haben uns gebeten, transparent zu informieren, aber darüber hinaus keine zusätzlichen privaten oder gesundheitlichen Details zu veröffentlichen. Das respektieren wir und daran orientieren wir uns seit Beginn des Aufenthalts.“

Dr. Holger Engelmann, Vorstandsvorsitzender der Webasto Gruppe, erklärt:

„Ich freue mich sehr, dass der erste unserer Mitarbeiter gesund entlassen und zu seiner Familie zurückkehren konnte. Die Vertreter der Medien bitte ich, die Privatsphäre unserer Mitarbeiter zu respektieren. Die letzten Wochen waren eine enorme Belastung für die Kollegen und ihre Familien. Sie brauchen jetzt vor allem Zeit für sich und ihre Angehörigen.“

Acht Coronapatienten blicken ebenfalls einer zeitnahen Entlassung entgegen

Die München Klinik Schwabing behandelt auf der Station insgesamt noch acht Menschen mit Coronavirus. Sie alle sind klinisch stabil und weitestgehend symptomfrei.

Prof. Wendtner: „Der Patient, bei dem eine Entzündung der Atemwege diagnostiziert wurde, entwickelt sich positiv. Wir beobachten eine abklingende Entzündung. Insgesamt zeigen die meisten Patienten im Verlauf Ihres Aufenthalts bei uns lediglich leichte grippeähnliche Symptome, wobei fast alle inzwischen wieder weitestgehend symptomfrei sind.“

Prof. Wendtner: „Die definierten Kriterien ermöglichen es uns, bei unseren Patienten in Richtung Entlassung zu denken. Gerade bei den früh diagnostizierten Patienten sind wir hinsichtlich einer zeitnahen Entlassung optimistisch. Sobald ein Patient alle Entlasskriterien erfüllt, kann er die klinische Beobachtung verlassen und zurück in sein gewohntes Umfeld“.

Dr. Axel Fischer, Vorsitzender der Geschäftsführung der München Klinik, dankte dem Team schon jetzt für seinen großen engagierten Einsatz. „Jetzt freuen wir uns, dass Schritt für Schritt etwas mehr Normalität auf der Station einkehren kann, während das Team natürlich hoch engagiert weiterarbeitet“, so Dr. Fischer.

Aktuelle Versorgungskapazitäten für bestätigte Coronavirus-Patienten

„Unsere vorhandenen Betten sollen ausschließlich für bestätigte Coronavirus-Patienten vorgehalten werden. Deshalb gilt: Wer hohes Fieber hat, hat mit sehr großer Wahrscheinlichkeit eine normale Erkältung oder Grippe (Influenza). Bevor diese Patienten in Schwabing in unserer Infektiologie aufgenommen werden, sollte der Corona-Virus-Test erfolgt sein.“, betont Prof. Wendtner.

Für Grippe-Verdachtsfälle gilt deshalb: Jedes Krankenhaus in Bayern verfügt über die Versorgungsmöglichkeit und auch die Isolationsmöglichkeit von Influenzafällen, Influenza-Verdachtsfällen oder auch Corona-Verdachtsfällen. Diese sollten daher nicht automatisch nach Schwabing geschickt werden, noch bevor eine Sichtung und Testung erfolgt ist.

Versorgung in separatem Gebäude mit Isolierung

Derweil geht der Klinikbetrieb im großen Maximalversorger mit seinen 650 Betten in Schwabing routiniert weiter. Mit der Zimmer-Isolierung besteht keine Ansteckungsgefahr für andere Patienten und Besucher in der München Klinik Schwabing. Der Klinikbetrieb – von der Geburtshilfe bis zur Kardiologie – läuft daneben ohne Einschränkung weiter. „Wir sind auf solche Situationen sehr gut vorbereitet und unsere erfahrenen Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzte haben mit solchen Situationen seit vielen Jahren Routine“, betont Dr. med. Christian Unzicker von der Ärztlichen Klinikleitung.

Insbesondere verunsicherten Patienten und Besuchern legen die Experten nahe, sich über die bestehenden Informationsquellen* zu informieren und neben der großen Aufmerksamkeit für Corona die Grippeschutzmaßnahmen und auch die Grippe-Impfung nicht in den Hintergrund geraten zu lassen.

* Coronavirus Hotline in Bayern 09131 6808-5101, www.coronavirus.bayern.de

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