Schweinehälften. Foto: Ronald Wittek/Archiv
10.05.2017

Fürstenfeldbrucker Schlachthof nach Qual-Bildern geschlossen

Die derzeitigen Betreiber haben die Liquidierung des Betriebes beschlossen. Nach dem Willen von Kommunalpolitikern und Metzgern der Region sollen jedoch neue Betreiber gefunden werden, wie es am Mittwoch hieß. Von der vorübergehenden Schließung sind an die 15 Mitarbeiter betroffen.

Eine Tierrechtsorganisation hatte mit versteckter Kamera Missstände in dem Betrieb gefilmt. Rinder und Schweine sollen vorschriftswidrig betäubt worden sein. Das Landratsamt als zuständige Veterinärbehörde geht dem Verdacht auf Verstöße gegen Tierschutzvorschriften nach. Darüber hatten die «Süddeutsche Zeitung», der Bayerische Rundfunk und der «Münchner Merkur» berichtet.

Fürstenfeldbrucks Landrat Thomas Karmasin (CSU) kündigte an, es werde so schnell wie möglich entschieden, welche Maßnahmen notwendig sind. Er wandte sich dagegen, mehr Kontrollpersonal in den Schlachthof zu schicken: «Die Kontrolldichte ist bereits hoch.» Es müsse analysiert werden, «inwieweit es sich um Fehler des Systems handelt und das System entsprechend zu ändern ist oder ob es Verstöße sind, die sehr bedauerlich sind, aber vorkommen, wo Menschen arbeiten», so Karmasin.

Gesamtes Personal entlassen

Die Schlachthof-GmbH hatte am Dienstagabend mitgeteilt, die jüngsten Entwicklungen machten den weiteren Betrieb unmöglich. «Die gesamte Schlachtmannschaft ist entlassen», heißt es. «Zu anonym entstandenen und inszenierten Vorwürfen müssen wir keine Erklärung abgeben.»

In einer persönlichen Erklärung ergänzte Betriebsleiter Max Keil, er arbeite seit 20 Jahren ohne Profit für den Schlachthof. «Mein einziger Beweggrund dafür war, Tierleid zu minimieren und vernünftiges Nahrungsmittel zu erzeugen», schreibt der Besitzer eines Bio-Bauernhofes. Der Deutschen Presse-Agentur sagte Keil, der auch im Kreistag des Landkreises Fürstenfeldbruck sitzt: «Es ist vorwiegendst nach diesem Prinzip gearbeitet worden.» Er sprach von einer Kampagne.

Der 1998 eröffnete Schlachthof ist ein Zusammenschluss regionaler Metzger, Landwirte, Direktvermarkter und Verbraucher. Seine maximale Kapazität pro Woche sind 40 000 Kilogramm Schlachtgewicht. Gut die Hälfte der dort geschlachteten Tiere kommen aus ökologischer Haltung und werden als Biofleisch verkauft.

Schlachthof hat „geboomt“

An diesem Donnerstag wird der Termin für die Versammlung der rund 80 Schlachthof-Anteilseigner bestimmt. Dann soll über die Zukunft der GmbH geredet werden. «Der Betrieb ist so gut wie schuldenfrei, er hat geboomt», sagte Keil. Als stiller Teilhaber mit einer Einlage von rund 150 000 Euro habe der Landkreis Fürstenfeldbruck im vergangenen Jahr 20.000 Euro Gewinn eingestrichen.

Der Chef der örtlichen Metzgerinnung hält den Weiterbetrieb des Schlachthofes für unverzichtbar. «Wir brauchen einen Neuanfang», sagte Engelbert Jais. Auch Karmasin will sich für einen Neuanfang stark machen. Die gute Idee eines Schlachthofes für die Metzger aus der Region solle nicht aufgegeben werden, sagte er. In Gesprächen mit der Branche suche er nach Lösungsmöglichkeiten für einen Neuanfang.

Bayerns Verbraucherschutzministerin Ulrike Scharf (CSU) hatte am Dienstag erneut strengere Kontrollen in bayerischen Schlachthöfen angekündigt. 2018 soll die Kontrollzuständigkeit für größere Schlachthöfe auf eine neue zentrale Kontrollbehörde übergehen.

dpa-infocom

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