Bild: Christian Armster
10.06.2020

Gefangen auf dem Schiff

Es sollte eine Expedition werden als die „Silver Explorer“ im März ablegte. Von Südargentinien bis nach Japan sollte das Luxus-Schiff fahren, an Bord  120 Touristen, Wissenschaftler und rund 100 Crewmitglieder. „Expedition mit Kaviar“ nennt Armster die Touren, bei denen er seit über 10 Jahren für das leibliche Wohl sorgt. Aber in diesem Jahr war alles anders.

Bereits eine Woche nachdem das Schiff abgelegt hatte, gab es an Bord einen Coronafall. Der Erkrankte wurde ausgeflogen, das Schiff stand anschließend unter Quarantäne: Die Gäste durften ihre Kabinen nicht mehr verlassen.

Die Crew arbeitete weiter

Unter Einhaltung von Mindestabstand und anderen Hygienemaßnahmen brachten Armster und seine Mitarbeiter drei Mal täglich das Essen zu den Kabinen der Passagiere. Eine weitere Woche später durften die Gäste das Schiff verlassen – die Crew musste allerdings bleiben. Das hätten die Behörden vor Ort so angeordnet, erzählt Armster.

Ein Hafen nach dem anderen schloss – genauso wie die unterschiedlichen Heimatländer der Crewmitglieder nach und nach ihre Grenzen dicht machten.

77 Tage lang verbrachte Armster auf dem Schiff

Glücklicherweise musste die Besatzung nicht hungern: In den Häfen von Peru, Panama, Chile und Ecuador wurde die „Silver Explorer“ von anderen Schiffen mit Lebensmitteln, wie frischem Obst und Gemüse, aber auch zum Beispiel mit Rindfleisch versorgt.


Christian Armster bereitet das Buffet an Bord zu.

So hat sich Christian Armster die Zeit vertrieben

Abgesehen von der Versorgung der Crew hatte Armster auf dem Schiff nicht allzu viel zu tun. Die Zeit hat er aber genutzt, um Neues zu lernen: In seinen freien Minuten hat er beispielsweise dem Bäcker an Bord unter die Arme gegriffen und zum ersten Mal in seinem Leben Croissants gefaltet. Einen Lagerkoller habe er in der ganzen Zeit übrigens nicht gehabt, sagt Armster. Im Gegenteil: Er hatte alle Hände voll zu tun, sich um das Wohlbefinden seiner Crew zu kümmern, damit die Stimmung nicht kippt. Um sich selbst habe er sich gar nicht so viele Gedanken gemacht, sagt der 51-Jährige

Internationale Küche statt europäisch-amerikanisch

Auch das Kochen für die Crew sei eine Abwechslung gewesen – viel internationaler und vielfältiger, eben genau so wie die Crew auch. „Normalerweise kochen wir für unsere Gäste europäisch-amerikanische Küche“,  erzählt der Koch. Die Mitglieder seines Teams stammen unter anderem aus Mexiko, Osteuropa, Indien oder von den Philippinen – dementsprechend vielfältig waren dann auch die Gerichte, die es an Bord gab.


Armster auf dem Heimweg am Flughafen!

Rückkehr nach drei Monaten

Nach rund drei Monaten an Bord des Expeditions-Kreuzfahrtschiffes folgte dann die Erlösung: Ein von der österreichischen und deutschen Botschaft privat organisiertes Flugzeug brachte ihn und drei weitere Crewmitglieder zurück nach München. Er sagt:

„Es ist wunderschön, wieder zuhause zu sein.“

Zurück in Deutschland genießt Christian Armster die wiedergewonnene Freiheit in vollen Zügen: Er geht stundenlang mit seinem Hund, allmählich trifft er auch wieder Freunde, die er monatelang nicht gesehen hat.

Vorerst will der 51-Jährige nun aber auf festem Boden bleiben, selbst auf ein Ruderboot am Starnberger See, bekommt ihn so schnell niemand mehr, erzählt er. Er renoviert jetzt einen Landgasthof im Allgäu, wo er zukünftig seine Gäste bekochen möchte. Neben klassischen deutschen Speisen soll es dort dann auch internationale Küche geben – vielleicht ja sogar mit der ein oder anderen Inspiration aus seiner Zeit an Bord der „Silver Explorer“.

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