Bild: Friso Gentsch/Archiv
17.04.2018

Großübung am Münchner Hauptbahnhof

In einer großangelegten nächtlichen Übung wollen Polizei, Feuerwehr und Bundespolizei von Dienstag auf Mittwoch am Münchner Hauptbahnhof das Vorgehen bei einem Anschlag oder einer anderen Gewalttat trainieren.

An die 1000 Einsatzkräfte sollen in der Nacht zum Mittwoch den Einsatz durchspielen, zugleich sollen Hunderte Statisten in dem Szenario mitwirken und für realitätsnahe Situationen sorgen.


Polizisten am Münchner Hauptbahnhof. Foto: Sven Hoppe/Archiv

Hintergrund seien die Erfahrungen zu schweren Gewalttaten in München, aber auch die Ereignisse der vergangenen Jahre im In- und Ausland, teilte die Polizei am Donnerstag mit, ohne jedoch von einem Terroranschlag oder Amoklauf zu sprechen.

Der nördliche Teil des Hauptbahnhofs und Straßen in der Umgebung werden von Mitternacht bis etwa 04.00 Uhr gesperrt. Einsatzfahrzeuge werden mit Blaulicht und Martinshorn fahren, Einsatzkräfte in Schutzkleidung und Komparsen mit täuschend echt aussehenden Verletzungen unterwegs sein, wie die Polizei weiter mitteilte.

Es könnte auch laut werden: Geschossen wird mit Platzpatronen. Um Irritationen zu vermeiden, wurden Anwohner und Gewerbetreibende vorab informiert, am Einsatztag sollen auch Reisende und Passanten aufgeklärt werden. Der Zugverkehr werde im Wesentlichen nicht beeinträchtigt, es werde lediglich vereinzelte Gleisänderungen geben.

Zeitgleich gebe es eine Übung im Münchner Norden, von der die Anwohner aber wenig mitbekommen sollen. «Das Übungsszenario findet dort auf einem behördeneigenen Trainingsareal statt.»

Die gesamte Übung finde unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. «Für Außenstehende gibt es keinerlei Möglichkeiten, die Übung in irgendeiner Art und Weise zu beobachten», erläuterte die Polizei.

Um hier mögliche Irritationen und Fehldeutungen zu vermeiden, wird ein umfassendes Informations- und Medienkonzept umgesetzt, das eine frühzeitige Benachrichtigung von Anwohnern und Gewerbetreibenden sowie am Einsatztag eine umfassende Information von Reisenden, Passanten, der Stadtbevölkerung sowie der Medien beinhaltet.

Die Information findet statt unter anderem ab 22:00 Uhr auf den beiden Twitterkanälen @PolizeiMuenchen beziehungsweise auf @bpol_by. Der verwendete Hashtag ist #LELEXDaneben kann das Bürgertelefon des Polizeipräsidiums München rund um die Uhr unter der Rufnummer 089/2910-1910 erreicht werden.

Der Fern-, Regional- und S-Bahnverkehr wird mit Ausnahme von vereinzelten Gleisänderungen durch die Übung nicht beeinträchtigt.


Details zu den Beeinträchtigungen der Verkehrsmittel der Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG):

Wegen der Polizei-Übung am Hauptbahnhof kommt es am Dienstag, 17. April, ab ca. 20 bzw. 23 Uhr zu größeren Einschränkungen bei Bus und Tram. Die Buslinien 58, 100 und 150 fahren den Hauptbahnhof anders an als gewohnt. Die Tramlinien 16, 17 und N17 werden zwischen Hauptbahnhof und Romanplatz durch Busse ersetzt.

Die wichtigsten Änderungen im Überblick: 

MetroBus 58: Die Busse können die Haltestelle Hauptbahnhof Nord in der Arnulfstraße und die Haltestelle Hauptbahnhof am Bahnhofplatz ab ca. 20 Uhr nicht bedienen. Fahrgäste erreichen die umgeleitete Linie 58 jedoch an der Haltestelle Hauptbahnhof Süd in der Bayerstraße. 

StadtBus 100 (MVG Museenlinie) und 150: Die Busse können die reguläre Haltestelle Hauptbahnhof Nord inkl. Endhaltestelle an der Arnulfstraße ab ca. 20 Uhr nicht mehr anfahren. Stattdessen wird eine Ersatzhaltestelle in der Luisenstraße bedient. Diese befindet sich in Fahrtrichtung Ostbahnhof vor Haus-Nr. 4. 

Tram 16/17 und NachtTram N17: Zwischen Hauptbahnhof und Romanplatz, also in der Arnulfstraße, wird die Straßenbahn ab ca. 23 Uhr durch Busse ersetzt. Die Züge fahren eine großräumige Umleitung über die Linien 20 und 12 (Dachauer Straße – Leonrodplatz – Rotkreuzplatz). 

Die Münchner Verkehrsgesellschaft (MVG) informiert ihre Kunde unter anderem mit Tickertexten an den Haltestellen und auf www.mvg.de über die Änderungen. 


Die zeitgleich im Münchner Norden stattfindende Übung wird lediglich eine sehr geringe wahrnehmbare Außenwirkung für die Anlieger haben. Das Übungsszenario findet dort auf einem behördeneigenen Trainingsareal statt.


Ebenfalls bei #LELEX dabei: Die Johanniter

„Es ist wie bei einem realen Einsatz“, sagt Regina Bamgratz, Leiterin des Bevölkerungsschutzes der Johanniter in München. „Wir wissen nicht, wann und wie viele unserer Helfer alarmiert werden.“ Sicher ist aber: Die Großübung #LELEX wird viele ehrenamtliche Helfer um den Schlaf bringen.

Die Johanniter-Unfall-Hilfe engagiert sich in München im öffentlich-rechtlichen Rettungsdienst und ist ebenso im Katastrophenschutz bzw. Bevölkerungsschutz eingebunden. „Bei der Großübung #LELEX werden wir wie im Realfall alarmiert und stehen nicht wie bei manch anderen Übungen bereits einsatzbereit um die Ecke“, erklärt Regina Bamgratz. Der Schwerpunkt der Übung liegt bei der Zusammenarbeit aller Organisationen und der beteiligten Behörden. Bestehende Einsatzkonzepte werden überprüft und die Helfer trainieren die anspruchsvolle Situation eines so genannten Massenanfalls von Verletzten, die durch geschminkte Mimen dargestellt werden.

Der Bevölkerungsschutz der Johanniter in München

Wenn der öffentlich-rechtliche Rettungsdienst an seine Kapazitätsgrenzen stößt, können von der integrierten Leitstelle München ehrenamtliche Helfer der Johanniter alarmiert werden. Diese rücken dann mit speziellem Material aus, um die regulären Kräfte zu unterstützen. In den vergangenen Jahren war dies bei größeren Bränden, bei Funden von Fliegerbomben, bei Eisregen und auch beim Amoklauf am Olympia-Einkaufszentrum der Fall.

Für die Stadt und den Landkreis München stellt die Johanniter-Unfall-Hilfe rund um die Uhr vier Schnell-Einsatz-Gruppen – zwei für die Behandlung und zwei für den Transport verletzter Personen. Ergänzend dazu kann die Motorradstaffel der Johanniter zur Erkundung und als Boten im Bevölkerungsschutz eingesetzt werden. Und auch die Helfer der Johanniter-Rettungshundestaffel sind für Großeinsätze im Bevölkerungsschutz ausgebildet.

Vorsichtung und Priorisierung

Bei einer großen Zahl verletzter Personen ist selbst in eine Metropole wie München nicht immer ein sofortiger Transport in Krankenhäuser möglich. Daher werden die Patienten von speziell ausgebildeten Rettungsdienstmitarbeitern vorgesichtet, notversorgt und mit einer Behandlungs- und Transportpriorität versehen.

Schnell-Einsatz-Gruppen zur Behandlung

Die Schnell-Einsatz-Gruppen zur Behandlung von Patienten bestehen aus zehn Helfern, die mit medizinischem Material für mindestens 25 Patienten aber auch mit einem beheizbaren Zelt sowie einer unabhängigen Stromversorgung zur Einsatzstelle gerufen werden. Sie versorgen Patienten, bis die nötigen Transportmöglichkeiten sowie die Aufnahmekapazitäten in einem Krankenhaus zur Verfügung stehen.

Schnell-Einsatz-Gruppen zum Transport

Zwei so genannte Notfall-Krankentransportwagen bilden die wesentliche Ausstattung einer Schnell-Einsatz-Gruppe Transport. Eine erweiterte Notfallausrüstung sowie mehr Raum im Inneren zeichnen diese – zum Teil allradgetriebenen – Fahrzeuge aus. Bei Bedarf können die Einsatzkräfte mit ihnen bis zu zwei Patienten liegend transportieren.

Das Material der Schnell-Einsatz-Gruppen sowie einen Teil der Ausbildung der ehrenamtlichen Einsatzkräfte wird dem Bevölkerungsschutz der Hilfsorganisationen vom Land Bayern bzw. von der Bundesrepublik Deutschland zur Verfügung gestellt. Für die persönliche Ausstattung der Helfer sowie für die umfassende Aus- und Weiterbildung sind die Johanniter auf die Unterstützung ihrer Fördermitglieder angewiesen.

Die Einsatzleitung und ihre Unterstützungsgruppe

Die Leitung von Einsätzen bei denen von mehr als vier Betroffenen oder Verletzten ausgegangen wird, übernimmt der Einsatzleiter Rettungsdienst – dieser wird turnusmäßig von den in München tätigen Hilfsorganisationen und Rettungsdienstunternehmen inklusive der Berufsfeuerwehr gestellt. Von den Johannitern an fünf Tage pro Monat.

Bei Notfällen mit mehr als zehn Verletzten sind auch mehr Einsatzkräfte in der Leitung nötig. Die Einsatzführung besteht dann aus dem organisatorischen Leiter, einem leitenden Notarzt sowie dem Einsatzleiter Rettungsdienst. Eine zusätzliche Unterstützungsgruppe aus fünf Ehrenamtlichen der Münchner Hilfsorganisationen und Rettungsdienstunternehmen steht der Einsatzleitung zur Seite und leistet wesentliche Kommunikationsaufgaben. Die Johanniter in München übernehmen an fünf Tagen im Monat ehrenamtlich den Dienst des organisatorischen Leiters und sind rund um die Uhr an jedem Tag im Jahr mit einem Mitglied an der Unterstützungsgruppe Sanitätseinsatzleitung beteiligt.


Ähnliche Übungen gab es bereits in anderen Städten, unter anderem in Frankfurt am Main.

Polizei München


dpa-infocom

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