Doch auch wenn die Noten nicht so ausfallen, wie die Kinder und Jugendlichen oder ihre Eltern es sich gewünscht hätten, muss dieser Tag nicht von Angst und Stress geprägt sein.
„Viele Kinder fühlen sich mit ihren Ängsten und Sorgen rund um Schule und Zeugnisnoten alleine gelassen – sie können sich oft weder den Eltern noch anderen Menschen aus ihrer Umgebung anvertrauen“, weiß Susanna Kaiser, Landesvorstandsvorsitzende des Deutschen Kinderschutzbundes in Bayern.
Probleme in der Partnerschaft oder Sorgen um den Arbeitsplatz nehmen oft die Aufmerksamkeit von Eltern in Beschlag, so dass ein regelmäßiger oder gar konfliktfreier Austausch zu schulischen Themen mit den Kindern leicht in den Hintergrund rückt. Schulkinder trauen sich aus den unterschiedlichsten Gründen nicht, von ihren Schwierigkeiten zu berichten: sei es, weil sie die Eltern nicht zusätzlich belasten oder enttäuschen wollen, sei es, dass sie sich für schlechte Leistungen schämen. Doch so wie Kinder mit guten Schulnoten das Lob der Eltern als Bestätigung brauchen, ist es für Kinder mit schlechteren Leistungen ein wichtiger Ansporn, dass die Eltern sich Zeit nehmen und ohne Vorwürfe gemeinsam nach Unterstützung suchen.
Gerade zum Zeugnistermin kumulieren sich die (manchmal überhöhten) Erwartungen der Eltern und die unterschiedlichen Entwicklungs- und Leistungsfortschritte der Kinder zu einer kritischen Familienauseinandersetzung. Ein Anruf bei der Nummer gegen Kummer kann helfen – Schülerinnen und Schüler können mit einem der ehrenamtlicher Berater am Kinder- und Jugendtelefon ihren Kummer wegen der Zeugnisnoten loswerden und gemeinsam überlegen, wie das notwendige Gespräch mit den Eltern gelingen kann.
Auch für Eltern gibt es ein Beratungsangebot mit kompetenten Ansprechpartnern bei der Nummer gegen Kummer: das Elterntelefon. „Für Eltern ist es manchmal wichtig, die Perspektive zu wechseln. Schlechte Schulleistungen der Kinder bedeuten nicht das Ende derer Lebensaussichten. Nicht jedes Kind kann und auch nicht jedes Kind muss einen sehr guten Notendurchschnitt haben. Manche Kinder brauchen einfach mehr Zeit oder auch andere Bildungswege, um sich gut entwickeln zu können. Wichtig ist deshalb, gemeinsam Ideen zu entwickeln oder auch passendere Alternativen zu suchen,“ wissen die ehrenamtlichen Berater bei Nummer gegen Kummer.
Ganz besonders weist der Kinderschutzbund darauf hin, dass Schülerinnen und Schüler unabhängig von ihren – guten oder schlechten – Noten, gerade in den Sommerferien unbedingt die freie Zeit zum Erholen brauchen, damit sie Kraft und Energie für das folgende Schuljahr sammeln können.
Das Zeugnis kann ein guter Anlass sein, gemeinsam Bilanz zu ziehen und wichtige Fragen zu stellen: Was bedeutet das Ergebnis für meine weitere schulische Laufbahn? Welche Schulart ist die richtige für mich? Welche Ausbildungsmöglichkeiten eröffnen sich für mich nach der Schule? Kann ich einen Schulabschluss nachholen?
Die Beratungslehrerinnen und -lehrer der Städtischen Bildungsberatung informieren in persönlichen Gesprächen über Wege aus der Lernkrise und zeigen alternative Bildungswege auf. Auch wenn es um Schulwechsel aus anderen Bundesländern oder innerhalb Münchens geht, stehen die Experten den Eltern sowie Schülerinnen und Schülern zur Seite.
Junge Erwachsene erhalten bei der Bildungsberatung kostenlose Informationen, wie es nach der Schule weitergehen kann. Ein besonderer Schwerpunkt ist zudem die Beratung zur Inklusion. Ein Förderpädagoge ist Ansprechpartner, wenn es um Kinder und Jugendliche mit Handicap geht. Er informiert über rechtliche Grundlagen, Schulbegleitung, Finanzierungsmöglichkeiten und unterstützt Eltern bei Anträgen. Eltern, Schülerinnen und Schüler mit nichtdeutscher Muttersprache finden zudem bei der Städtischen Bildungsberatung International kompetente Unterstützung in mehr als 15 Sprachen.
Stadtschulrätin Beatrix Zurek: „Ein schlechtes Zeugnis ist nicht schön, aber auch kein Weltuntergang. Für Eltern ist es besonders wichtig zu wissen, wo sie Hilfe finden, wenn ihr Kind Schwierigkeiten in der Schule hat. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Bildungsberatung informieren unabhängig und individuell. Gemeinsam mit den Eltern erwägen sie, welche Möglichkeiten das Kind innerhalb der Münchner Bildungslandschaft hat und welcher Weg der sinnvollste ist. Ich wünsche allen Kindern und Eltern schöne Ferien und erholsame Tage.“
Weitere Informationen unter www.muenchen.de/bildungsberatung.