Katholiken feiern in rund 1700 Städten und Gemeinden Mariä Himmelfahrt. Foto: Marc Müller/Archiv
14.08.2018

Mariä Himmelfahrt: Ein Feiertag teilt Bayern

Bunte Kräuterbuschen, mancherorts getragen von Kindern in festlicher Tracht, Lichterprozessionen und Gottesdienste: Die Katholiken in Bayern begehen am Mittwoch den Feiertag Mariä Himmelfahrt. In rund 1700 überwiegend katholischen Gemeinden Bayerns haben Büros, Geschäfte und Fabriken geschlossen. In evangelisch geprägten Orten im Norden des Freistaats gehen die Menschen hingegen zur Arbeit. Das ist laut Bayerischem Landesamt für Statistik in rund 350 Gemeinden der Fall.

Vor allem in Mittel- und Oberfranken gehen die Menschen ganz normal zur Arbeit. In Ober- und Niederbayern hingegen gilt der gesetzliche Feiertag in allen Kommunen. Die Städte München, Augsburg, Würzburg, Regensburg und Ingolstadt haben einen Feiertag. In Nürnberg, Fürth und Erlangen dagegen herrscht Alltagsbetrieb – zur Freude der Einzelhändler, denn viele Menschen aus den benachbarten katholischen Gegenden nutzen den Feiertag zum Einkaufsbummel in und um Nürnberg.

Mariä Himmelfahrt ist dann ein gesetzlicher Feiertag, wenn in einer Gemeinde mehr katholische als evangelische Einwohner leben. In den evangelisch geprägten Regierungsbezirken Mittel- und Oberfranken trifft das nur auf 18,1 Prozent beziehungsweise 46,3 Prozent der Gemeinden zu. In der Oberpfalz (96,0 Prozent), in Schwaben (95,3 Prozent) sowie in Unterfranken (87,0 Prozent) ist der 15. August für die meisten Gemeinden ein freier Tag. Für Arbeitnehmer ist nicht der Wohnort relevant, sondern der Arbeitsort.

Auch im Saarland sowie in vielen anderen überwiegend katholischen Ländern wie Italien, Spanien, Frankreich und Polen ist der 15. August ein Feiertag. In Polen pilgern Zehntausende Gläubige zur Madonna von Tschenstochau. In vielen Orten gibt es neben den traditionellen Kräuterweihen weitere Bräuche wie das Mariensingen oder Prozessionen. Im schwäbischen Wallfahrtsort Maria Vesperbild nehmen alljährlich Tausende nach einem Pontifikalamt an der Fatimagrotte an einer Lichterprozession teil. Am Bodensee stechen Pilger zur Fatima-Schiffsprozession von Orten in Deutschland, Österreich und der Schweiz aus in See, um sich auf der Dreiländergrenze zu treffen.

Das Marienfest kennzeichnet die leibliche Aufnahme Marias in den Himmel. Dabei werden zu Sträußen gebundene Heilpflanzen, Kräuter und Getreideähren gesegnet, die Gläubige zu den Gottesdiensten mitbringen. Dieser Brauch drücke die Achtung vor der Schöpfung aus, zudem symbolisiere die Heilkraft der Kräuter die Zuwendung Gottes zu den Menschen, teilte das Erzbistum München und Freising mit.

Rund um den Brauch ranken sich verschiedene Legenden. Eine Überlieferung sagt, dass die Apostel nach drei Tagen das Grab der Muttergottes öffneten und dabei statt des Leichnams duftende Blumen und Kräuter fanden. Nach Angaben des Erzbistums geht der Brauch auf eine Erzählung des Kirchenlehrers Johannes von Damaskus zurück, der als Mönch um 700 nach Christus im Kloster Mar Saba bei Jerusalem lebte. Demnach erfüllte «wundersamer Kräuterduft» das Grab Marias.

Laut Bistum Würzburg war das Marienfest einst auch der Tag der Apotheker und Drogisten, der Gärtner und Blumenhändler, der Gewürzkrämer und Parfümeure. Die Kräuterbüschel sollen laut Bistum nach dem Volksglauben vor Unwettern oder Krankheiten schützen. Deshalb würden sie auf dem Dachboden aufgehängt, im Herd verbrannt oder dem Essen beziehungsweise Viehfutter beigemischt. In manchen Gegenden werden nach Angaben des Bistums Würzburg die geweihten Kräuter auch Kindern und Jungvermählten ins Bett oder Toten in den Sarg gelegt.

Zahlreiche Kirchen – allein im Erzbistum München und Freising rund hundert – feiern an diesem Tag auch ihr Patrozinium. Sie gedenken damit ihrer Schutzpatrone. Das ist an Mariä Himmelfahrt die Gottesmutter. Der Erzbischof und Kardinal Reinhard Marx weiht am Mittwoch den neuen Altar der Kirche Maria Ramersdorf, die er nach einer mehrjährigen Renovierung mit einem Gottesdienst wiedereröffnet.


dpa-infocom

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