02.01.2017

Monis Buchtipp der Woche: Du hättest gehen sollen

Ein junges Ehepaar mit Kind hat sich für ein paar Tage dieses komfortable Haus gemietet, doch so richtig aus der Welt sind sie nicht: Das Kind erzählt wirre Geschichten aus dem Kindergarten, die Frau tippt Nachrichten auf dem Telefon, und der Mann – ein Drehbuchautor, von dem ein Produzent den zweiten Teil seiner erfolgreichsten Komödie erwartet – schreibt Ideen und Szenen in sein Notizbuch. Aber mehr und mehr notiert er auch anderes – eheliche Spannungen, Zwistigkeiten, vor allem die seltsamen Dinge, die rings um ihn geschehen. Denn mit dem Haus stimmt etwas nicht. 

Daniel Kehlmanns phantastische Erzählung ist im doppelten Wortsinn unheimlich, die Spirale in den Abgrund entwickelt einen starken Sog – umso mehr, als dem Schrecken etwas zur Seite gestellt wird: die wechselnden Stimmungen in der Familie, das Nebeneinander von Liebe und Gereiztheit, die Sorge um das Kind. «Das Geheimnis ist, dass man sich ja doch liebt.» Ist es so? Allmählich verschwimmen die Konturen, und der Boden beginnt zu wanken.

Monis Buchtipp als Podcast:

Der Sprecher der Hörbuch-Fassung:

Ulrich Noethen gehört zu den vielseitigsten und beliebtesten Schauspielern Deutschlands und wurde für seine Arbeit vielfach ausgezeichnet. Als Hörbuchsprecher begeistert er mit seinem warmen, dunklen Timbre und seinem feinen Gespür für Charaktere und Situationen.

Über den Autor:

Daniel Kehlmann, 1975 in München geboren, lebt in Berlin. Sein Werk wurde u. a. mit dem Literaturpreis der Konrad-Adenauer-Stiftung, dem WELT-Literaturpreis, dem Per-Olov-Enquist-Preis, dem Kleist-Preis und dem Thomas-Mann-Preis ausgezeichnet. Der Roman «Die Vermessung der Welt», in bisher 46 Sprachen übersetzt und von Detlev Buck verfilmt, wurde zu einem der erfolgreichsten deutschen Romane der Nachkriegszeit. Daniel Kehlmann ist Mitglied der Mainzer Akademie der Wissenschaften und der Literatur sowie der Deutschen Akademie für Sprache und Dichtung. Zuletzt veröffentlichte er den Roman «F» und seine Frankfurter Poetikvorlesungen, „Kommt, Geister“.

 


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