Blaulicht an Polizeiauto. Foto: Karl-Josef Hildenbrand/Archiv
06.11.2017

Pfaffenhofen: Geiselnahme im Landratsamt beendet

Es ist der Horror für eine Angestellte in einer Behörde: Ein Mann betritt ihr Büro und nimmt sie als Geisel. Er bedroht die Frau mit einem Messer. Dieses Szenario spielte sich am Montagmorgen im Jugendamt des Landkreises Pfaffenhofen ab.

Update 14:35 Uhr:

Die Polizei hat die Geiselnahme von Pfaffenhofen an der Ilm beendet. Der 28-jährige Täter sei festgenommen worden, sagte ein Polizeisprecher am Montagnachmittag. Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) nutzte nach den Angaben einen günstigen Moment, um den Mann zu überwältigen.

Die Polizei hat den Geiselnehmer mit Hilfe einer Elektroschockpistole überwältigt. Dies teilte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) am Montag mit: «Die heutige Geiselnahme hat erneut unter Beweis gestellt, dass der Einsatz von «Tasern» in bestimmten Situationen eine sehr sinnvolle Ergänzung zu den schon jetzt vorhandenen Einsatzmitteln der bayerischen Polizei ist.» Mehr als 300 Beamte seien im Einsatz gewesen.

Der Geiselnehmer hatte sich gegen 8.30 Uhr mit der Sachbearbeiterin am Jugendamt des oberbayerischen Landkreises verbarrikadiert. Er bedrohte die 31-Jährige mit einem Messer mit zehn Zentimeter langer Klinge. Die Frau erlitt eine Schnittwunde am Oberkörper.

Es begann ein stundenlanger Nervenkrieg mit der Polizei. Die Verhandlungsgruppe nahm telefonisch Kontakt mit dem Geiselnehmer auf. Als die Frau darum bat, dass ein Arzt gerufen wird, griff das SEK zu und überwältigte den 28-Jährigen. Es kam dabei nicht zu einem Schusswaffeneinsatz.

Das Opfer sei zwar psychisch angegriffen, körperlich aber nicht schwer verletzt, teilte die Polizei weiter mit. Auch der mutmaßliche Täter sei weitgehend unverletzt. Das Motiv der Geiselnahme ist nach den Angaben ein Sorgerechtsstreit des 28-Jährigen.

Nach der Geiselnahme will Innenminister Joachim Herrmann (CSU) die Sicherheitskonzepte für Behörden erneut auf den Prüfstand stellen. «Wir werden natürlich auch nach diesem Vorfall noch mal überprüfen, welche zusätzlichen Sicherungsmaßnahmen gegebenenfalls noch zu treffen sind», sagte er am Montag in Nürnberg. Gleichzeitig betonte er, dass die Verwaltungen bürgernah bleiben sollten: «Wir können nicht hinter jedem Bürger einen potenziellen Täter sehen – dann würde davon nicht viel übrig bleiben.»

Dem Geiselnehmer sollte das Sorgerecht seiner anderthalb Jahre alten Tochter entzogen werden. Das Kind sollte zurück in die Obhut der Mutter kommen, sagte Polizeipräsident Günther Gietl vom Präsidium Oberbayern Nord bei einer Pressekonferenz am Montag. Er habe mit seiner Tat «eine andere Regelung erzwingen» wollen. 


Ein Geiselnehmer hat im Jugendamt des Landkreises Pfaffenhofen an der Ilm eine Mitarbeiterin in seine Gewalt gebracht und bedroht sie mit einer Waffe. Der Mann hat sich am Montagmorgen in einem Büro im dritten Stock des Gebäudes verbarrikadiert und den Rollladen des Fensters heruntergelassen. Die Polizei hat telefonischen Kontakt zu dem 28 Jahre alten Mann aufgenommen und versucht, ihn zur unblutigen Aufgabe der Geiselnahme zu bewegen.

Bei der Frau handelt es sich nach Polizeiangaben um eine 31 Jahre alte Sachbearbeiterin des Jugendamtes. Sie sei leicht verletzt. Sprecher Hans-Peter Kammerer sagte, Opfer und mutmaßlicher Täter hätten vor der Geiselnahme wohl «berufsmäßigen Kontakt» zueinander gehabt. Ein Spezialeinsatzkommando (SEK) der Polizei ist vor Ort. Der mutmaßliche Täter ist den Angaben nach mindestens mit einem Messer bewaffnet. Ob er weitere Waffen bei sich hat, war zunächst unklar.

Beamte haben das in unmittelbarer Nähe des Landratsamtes in Pfaffenhofen gelegene Gebäude weiträumig abgesperrt. Es war bereits kurz nach Beginn der Geiselnahme geräumt worden. Die Polizei ist mit einem Großaufgebot vor Ort. Auch mehrere Krankenwagen und Ärzte sowie Sanitäter wurden zum Tatort geschickt.

Die Verhandlungsgruppe der Polizei ist im Gespräch mit dem 28-Jährigen. «Der Täter spricht mit uns», sagte Kammerer. Die speziell für Geiselnahmen geschulten Beamten versuchten, deeskalierend auf den Mann einzuwirken. Die 31-Jährige ist nach den Angaben psychisch stabil. Sie habe lediglich eine leichte Schürfwunde. Es könne derzeit nicht eingeordnet werden, woher die Verletzung rührt.

Zum möglichen Motiv des Mannes wollte sich die Polizei aus einsatztaktischen Gründen vorerst nicht äußern, auch nicht zu Berichten, wonach Hintergrund der Geiselnahme ein Sorgerechtsstreit des 28-Jährigen sein könnte. Es bestehe lediglich «ein gewisser Verdacht».

Das Gebäude in unmittelbarer Nachbarschaft des Landratsamtes in Pfaffenhofen war am Morgen kurz nach der Geiselnahme geräumt worden. Derzeit befänden sich lediglich Opfer und Täter in dem Haus, erläuterte der Sprecher.

Das Polizeipräsidium Oberbayern Nord in Ingolstadt bat darum, keine Bilder oder Videos vom Tatort zu verbreiten. Solche Bilder im Netz könnten dem Täter helfen, twitterte die Polizei am Montag.

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dpa-infocom

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