18.07.2017

Seehofer nennt Widerstände gegen Nationalpark "betrüblich"

«Die Flucht vor einem Thema, weil es Diskussionen auslösen könnte, das ist keine Politik», sagte Seehofer der Deutschen Presse-Agentur in München. «Es gibt mehrere Umfragen, wonach 75 bis 85 Prozent der Bevölkerung für einen Nationalpark sind – übrigens auch in den Regionen, die für einen Nationalpark infrage kommen», betonte er. «Der Widerstand kommt sehr stark aus der CSU, auch von Abgeordneten, das ist betrüblich.»

Seehofer beklagte zudem eine teils unsachliche Debatte über einen dritten Nationalpark. «Wenn man so einen Gedanken ins Kabinett einbringt, vom Kabinett gebilligt bekommt, dass man prüft unter der Maßgabe: nur im Staatswald und nur mit der Region – und wenn man dann aber liest, das Ziel seien Enteignungen und solche Dinge, dann ist da ganz offensichtlich nicht immer die gebotene Sachlichkeit unterwegs.»

In die engere Wahl für einen dritten Nationalpark kommen nun die Rhön und die Donau-Auen. Der Spessart und der Frankenwald scheiden aus.

Seehofer sagte zum Verfahren: «Weil die Bevölkerung mehrheitlich einen Nationalpark will, braucht man, wenn man einen Standort nicht weiterverfolgt, auch gewichtige Gründe. Man kann nicht sagen, der Abgeordnete A war dagegen, und deshalb trauen wir uns nicht mehr.»

Bund Naturschutz will weitere Nationalparks in Bayern

Nach der Entscheidung des Kabinetts für die Rhön und die Donau-Auen als Kandidaten für einen weiteren Nationalpark in Bayern will der Bund Naturschutz (BN) weiter für Steigerwald und Spessart kämpfen. Der Freistaat habe das Potenzial für mehr als nur drei Nationalparks, teilte der Verband am Dienstag mit. Der BN fordert daher weiterhin eine «faire Chance» für Steigerwald und Spessart.

Der BN-Landesvorsitzende Hubert Weiger sagte: «Wir freuen uns, dass trotz massiver Proteste von örtlichen CSU-Landtagsabgeordneten, Holzindustrielobbyisten und dem Bayerischen Bauernverband zwei geeignete und ebenfalls vom BN vorgeschlagene Regionen in die Konzeptphase kommen.» Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) und das Kabinett hätten mit dem Ausschluss von Steigerwald und Spessart jedoch gegen den Mehrheitswillen der Bevölkerung und alle naturschutzfachlichen Argumente gehandelt, sagte Weiger.


dpa-infocom, Symbolbild Wald

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