06.08.2014

Sparen an der Autobahn: Autohöfe günstiger als Rastanlagen

06.08.2014, 13:41 Uhr

Doch wo genau runterfahren? An einer der rund 390 Tank- und Rastanlagen direkt auf der Autobahn oder lieber ein bis zwei Minuten extra in Kauf nehmen und dafür an einem der 187 Autohöfe Rast machen? Der Automobilclub „Mobil in Deutschland e.V.“ wollte wissen, wo es sich lohnt und hat seinen ersten „Sparen an der Autobahn“ Test gemacht.

Wie wurde getestet?

Die Tester haben sich bewusst dafür entschieden, nur eindeutig mess- und vergleichbare Produkte zu bewerten und zwar jene, die bei einem Stopp fast immer in Frage kommen: Kraftstoffpreise und Preise für Produkte aus dem Shop, die man immer gerne bei einem Stopp mit ins Auto nimmt. Zusätzlich wurden die Kosten für einen Toilettenbesuch berücksichtigt. Es wurde also im Juli 2014 aus zehn sehr gängigen Produkten ein Warenkorb gebildet, der Preis von 50l Kraftstoff erhoben und auf die Toilette gegangen.

Um zu einem nachvollziehbaren, durchschnittlichen Spritpreis zu kommen, haben die Tester die Preise von E5, E10 und Diesel in einem Zeitraum von 5 Tagen (Do., 10.7.- Mo., 14.7.2014) jeweils um 10:00, 15:00 und 21:30 Uhr mit mehreren, sogenannten Spritpreis-Apps (z.B. www.Tankfix.de) erhoben, daraus einen Tagesdurchschnittspreis errechnet und dann von den fünf Tagesdurchschnittspreisen jeweils einen Gesamtdurchschnittspreis ermittelt.

Dieser wurde dann mit einer Tankmenge von 50l multipliziert. Der Warenkorb bestand jeweils aus einer Flasche (0,5l) Coca Cola Zero, Premium Mineralwasser still (0,5l), einer Dose alkoholfreiem Bier/Bier (0,5l), einer Dose Red Bull (0,25l) und einem kleinen Cappuccino to go, immer mit Pfand, falls dies angefallen war. Als Snack gab es eine Dose Pringles Chips Original (190g), einen Riegel Kinderschokolade, eine Bifi Roll (50g), eine Tüte m&m´s (45g) und ein Magnum Classic Schoko.

[@cmms_media:]Übersicht als PDF: Bitte klicken Sie auf das Bild.

Nach dem Motto “Wenn zwei das gleiche tun, ist es noch lange nicht dasselbe“ haben die Tester festgestellt, dass es an der Autobahn doch massive Preisunterschiede gibt. Zwischen dem günstigsten Gesamtpreis aus Shop und Tanken von 85,52€ (Autohof Rheinböllen A61) und dem teuersten Gesamtpreis 101,61€ (TR Hasselberg Ost A7) liegen satte 16,09€, also 18,8% Unterschied. Nachdem der günstigste Warenkorb bei 15,52€ lag, hätte die Ersparnis locker ausgereicht, um noch einen zweiten Warenkorb extra zu kaufen. Auch beim Kraftstoff gab es riesige Unterschiede. Die günstigste Tankfüllung (50l Diesel) gab es im Erhebungszeitraum beim Autohof Wilnsdorf (A45) für 67,50€, die teuersten Spritpreise hatte die TR Hasselberg Ost (A7) mit 75,00€. Dies bedeute eine Differenz von 11%. Der Unterschied beim Diesel betrug teilweise bis zu 15cent je Liter, da liegt eine Menge Einsparpotential für den Einzelnen – im wahrsten Sinne des Wortes – auf der Straße.

Doch woher kommen diese Unterschiede? 

Beim Kraftstoffpreis bestimmen die großen Mineralölgesellschaften die Preise. Hier hat der einzelne Pächter keinen Einfluss auf die Preisgestaltung, weder am Autohof noch an der Raststätte. Unser Tipp: Lassen Sie Ihren Beifahrer rechtzeitig mit einer Spritpreisapp (z.B. www.tankfix.de) nach den günstigsten Preisen auf der Autobahn suchen. Sie werden die Unterschiede klar erkennen. Hinzu kommt, dass sich der Spritpreis an den Autohöfen meist an den Preisen im Umland ausrichtet, da auch preissensible Kunden wie Pendler und LKW Fahrer zu den Kunden gehören.

Bei den Preisen der Produkte im Shop sieht es auch nicht anders aus, obwohl die Preise hier jeweils frei kalkuliert werden können. Und so wundert es nicht, dass zwischen dem günstigsten Warenkorb   (15,52€) und dem teuersten Warenkorb (27,70€) erstaunliche 12,18€ oder 78,5% Unterschied liegen. Im Shop Bereich lagen die Preisunterschiede also noch höher als beim Sprit, durchschnittlich war der Warenkorb an der Raststätte um 5,46€ oder 29,8% teurer als beim Autohof. 

Sehr interessant kann es werden, wenn man die einzelnen Paare aus Rastanlage und Autohof direkt miteinander vergleicht. So betrug an der A24 Ost der Preisunterschied beim Warenkorb insgesamt 11,03€ oder 66%, die der Autohof Herzsprung günstiger als die Tank- und Rastanlage Walsleben war. Preisunterschiede bei einzelnen Produkten betrugen bis zu 131%, so kostete die Bifi 0,99€ im Autohof und 2,29€ in der Rastanlage, der Kinderriegel 0,50€ und 0,99€, was einen Preisunterschied von 98% ausmacht. Ein ähnliches Bild ergab sich beim Paar an der A61 Ost, dem AH Rheinböllen und der der TR Hunsrück. Auch hier betrug der Preisunterschied beim Warenkorb 9,79€ oder 63%, die die Raststätte teurer war. Hier gab es den Kinderriegel im Autohof für 0,39€, die Raststätte nahm dafür 0,79€, das waren 102% mehr. Ebenso groß war der Unterschied beim stillen Premiumwasser, hier standen sich 0,99€ zu 1,99€ gegenüber, ebenfalls ein Plus von 101%.

Ein Phänomen ist auch der Toilettenbesuch. Während an den Autohöfen der Besuch immer kostenneutral (0,50€ Gebühr bei Wertbon 0,50€ für Shop und Restaurant) oder sogar kostenlos war, fallen bei den Tank- und Rastanlagen immer 0,70€ an, von denen nur 0,50€ per Wertbon vergütet werden. Jeder Toilettenbesuch kostet bei diesen Anlagen 0,20€, egal, ob es zum Konsum im Shop kommt oder nicht! Muss dies so sein?

Ein wesentlicher Grund für die höheren Preise der Tank- und Rastanlagen direkt auf den Autobahnen ist, dass der Bund bei der Privatisierung der Nebenbetriebe der Bundesautobahn fast alle Betriebe als Monopol an nur einen Betreiber vergeben hat. Neben diesen Betrieben stellen aber die Autohofbetriebe ebenfalls auch an 365 Tagen rund um die Uhr die Versorgung sicher. Autohöfe werden von meist mittelständischen Unternehmern betrieben. Bei den Preisen richten sich die Autohöfe daher eher am lokalen, wettbewerbsintensiveren Umfeld aus, weil sie neben den Kunden von der Autobahn auch viele Gäste aus dem direkten, lokalen Umfeld anlocken müssen. 

Das Fazit von Mobil in Deutschland e.V.:

Es ist wie bei so vielen Dingen im Leben, wer genauer hinschaut, besser plant und informiert ist, kann sich so manches Geld sparen. So ist es auch an der Autobahn. Dem geschäftlichen Vielfahrer sind die Spritpreise ja meistens egal, er zahlt aber auch ungern im Shop zu viel. Die Reisenden, die privat unterwegs sind, wie z.B. Familien mit Kindern, Pendler oder Rentner, können am Autohof eine ganze Menge Geld sparen.

Web-Link: Mobil in Deutschland e.V

ms / Material von Mobil in Deutschland e.V

Zur Übersicht

Auch interessant