Autos stauen auf dem Mittleren Ring im Bereich Garmischer Straße. Foto: Tobias Hase/Archiv Foto: Tobias Hase/dpa
06.02.2018

Studie beweist: München bleibt Deutschlands Stauhauptstadt

Deutschland belegt im weltweiten Vergleich der verkehrsreichsten entwickelten Länder Platz 11 und landet europaweit auf Platz vier. Autofahrer verbringen hier zu Stoßzeiten pro Jahr durchschnittlich 30 Stunden im Stau. Die durch Staus entstandenen Gesamtkosten liegen bei 80 Milliarden Euro, pro Fahrer ergibt das einen Durchschnitt von 1.770 Euro pro Jahr. 

In Deutschland analysiert die Traffic Scorecard 2017 die Verkehrslage von 73 Städten und großen Ballungsräumen, elf mehr als im Jahr 2016.

München wieder auf Platz 1 der Inrix-Studio

Die bayerische Landeshauptsatdt führt das Ranking zum zweiten Mal in Folge an und ist damit auch 2017 die verkehrsreichste deutsche Metropole. Autofahrer steckten hier während der Stoßzeiten durchschnittlich 51 Stunden im Stau fest, vier Stunden mehr als im Jahr 2016. In München entstanden dadurch Kosten in Höhe von 2.983 Euro pro Fahrer im Jahr, auf die Stadt gerechnet summiert sich der Betrag auf 2,9 Milliarden Euro. Eine Ursache für den Anstieg ist die relativ hohe Anzahl von Baustellen an wichtigen Verkehrsknotenpunkten, wie zum Beispiel am Sendlinger Tor und am Thomas-Wimmer-Ring. 

Den dramatischsten Anstieg verzeichnen Hamburg und Berlin. In Hamburg, 2017 auf Rang 2 gelistet, stieg die Zahl der pro Fahrer im Stau verbrachten Stunden von 39 auf 44, in Berlin von 38 auf 44. Das führte zu enormen Kosten in beiden Städten, 6,9 Milliarden Euro pro Jahr in Berlin und 3,5 Milliarden in Hamburg. Auch hier liegt ein Zusammenhang mit Bauprojekten nahe, die zur Instandhaltung und Verbesserung der Infrastruktur durchgeführt wurden, wie etwa die Renovierung des Wallringtunnels in Hamburg oder die Ausbesserung der Fahrbahnbeläge auf der A113 und A100 in Berlin. 

In Stuttgart blieb die Zeit, die Autofahrer im Stau verbrachten, gleich, sie lag auch 2017 bei 44 Stunden pro Fahrer. Die dadurch entstandenen Kosten lagen mit 2.386 Euro pro Fahrer um 150 Euro über dem Vorjahreswert. Damit stieg die Summe der Kosten für alle Autofahrer in Stuttgart  um fast 250 Millionen Euro auf 918 Millionen Euro pro Jahr. 

Baden-Württemberg hat sein Budget für Maßnahmen zur Erhaltung der Straßenqualität erhöht, daher konnten zwischen 2011 und 2016 über 1.000 Kilometer Bundes- und Landesstraßen verbessert werden. Vor allem im baden-württembergischen Heilbronn sind große Verbesserungen zu verzeichnen, dort fiel die durchschnittlich im Stau verbrachte Zeit von 45 auf 38 Stunden pro Jahr. So konnte sich Heilbronn vom zweiten auf den siebten Platz im Deutschland-Ranking verbessern. Den wahrscheinlich größten Effekt hatten hier der Abschluss vieler Bauprojekte im Vorfeld der „BUGA 2019“ sowie die Eröffnung der Karl-Nägele-Brücke im Juli 2017. 

„Staus kosten die Deutschen 80 Milliarden Euro pro Jahr, bedrohen das Wirtschaftswachstum und beeinträchtigen die Lebensqualität“, sagt Dr. Graham Cookson, Chef-Volkswirt bei INRIX. „Die Stadtplaner investieren jedes Jahr Milliarden, um das Straßennetz in Stand zu halten und zu verbessern. Wie der Erfolg beispielsweise in Baden-Württemberg zeigt, führen diese Maßnahmen zu spürbaren Verbesserungen. Aber das Verkehrsaufkommen nimmt stetig zu, und um künftige negative Folgen auf die Wirtschaft zu verhindern und die Mobilitätsherausforderungen zu meistern, müssen wir in intelligente Verkehrssysteme investieren.“

„Es zeigt sich deutlich, dass die zunehmenden sanierungsbedingten Baumaßnahmen partiell zwar Verbesserungen mit sich bringen, insgesamt die Stauproblematik kurz- bis mittelfristig jedoch verschärfen. Der Fluch der guten Tat! Daher müssen sich die Städte auch für alternative Mobilitätslösungen öffnen. Die immer detaillierter werdende Datenbasis und die daraus resultierenden Ergebnisse sind ein wichtiges Hilfsmittel für die Städte, ihre Maßnahmen zu bewerten und gegebenenfalls anzupassen, was aufgrund eigener Datenerhebung so nicht möglich wäre,“ sagt Professor Michael Schreckenberg, Verkehrsexperte an der Universität Duisburg-Essen.


Quelle: INRIX 2017 Traffic Scorecard

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