Bild: MVV
19.06.2019

Ticketvergleich des ADAC: Der Münchner ÖPNV ist besser als sein Ruf!

Die Monatskarte in Hamburg ist um 98 Prozent teurer als in München?

Für alle, die nur im Stadtgebiet unterwegs sein wollen, die nackte Wahrheit. Da nützt es auch nichts, dass man in Hamburg mit dem teuren Ticket (109,20 Euro!) auch noch bis weit über die Stadtgrenzen hinausfahren kann – eine Alternative dazu gibt es nicht.  Beim Münchner MVV zahlt man für den Innenstadtbereich nur 55,20 Euro im Monat.

Und bei den anderen Verkehrsverbünden? Sie verlangten im Durchschnitt 77,50 Euro für ihre Monatskarten. In Bielefeld, Bremen, Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen und Wuppertal gilt die Monatskarte mit Beginn des Kalendermonats. In Berlin, Bonn, Dresden, Frankfurt, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Köln, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg und Stuttgart erst ab dem Moment der ersten Nutzung.

 

Wochenkarten lassen sich außer in Hannover und Karlsruhe in jedem Verkehrsverbund lösen. Preislich gab es aber auch hier große Unterschiede. In München zahlten ÖPNV-Nutzer mit 15,40 Euro den niedrigsten Preis. In Berlin mussten Fahrgäste viel tiefer in die Taschen greifen. Sie zahlten für das Wochenticket knapp 95 Prozent mehr, nämlich 30 Euro.

Attraktive Alternative: Die Tageskarte

Hier lag die Differenz zwischen dem teuersten und günstigsten Anbieter bei 70 Prozent. Stuttgart verlangte 5,20 Euro, Köln und Bonn nehmen 8,80 Euro, der Mittelwert aller Verkehrsverbünde betrug 7,02 Euro – München liegt auch hier darunter. Mit der Tageskarte können Erwachsene beliebig oft mit allen öffentlichen Verkehrsmitteln unterwegs sein. 24 Stunden lang ab dem Zeitpunkt der Entwertung gilt sie in Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen und Wuppertal, Bonn, Köln und Leipzig. In anderen Städten gilt sie nur für den Tag der Entwertung, allerdings oft bis weit nach Mitternacht. In Berlin, Bielefeld, Bremen, Mannheim und Nürnberg gilt die Tageskarte bis drei Uhr morgens. In München, Karlsruhe und Hamburg bis sechs Uhr am Folgetag und in Stuttgart sogar bis sieben Uhr.

Eine Kurzstrecke mit dem ÖPNV zurücklegen

Auch für kürzere Fahrten veranschlagten die Städte ganz unterschiedliche Preise. Konnten Erwachsene in Stuttgart für 1,40 Euro eine Kurzstreckenkarte lösen, die für eine begrenzte Strecke oder Zeit gilt, so kostete dasselbe Ticket in Bonn und Köln zwei Euro und war damit 40 Prozent teurer. 1,70 Euro betrug der Mittelwert aller Städte, allerdings ohne Dresden, das keine Kurzstreckenkarte als Einzelticket anbietet.

Mit den sogenannten eTarifen verfolgen Karlsruhe und Mannheimein spannendes Konzept. Hier bezahlen Nutzer keine festen Preise, sondern kilometergenau nach Luftlinie.  Berechnet wurde in Karlsruhe ein Grundpreis von einem Euro, in Mannheim waren es 0,80 Euro. Dazu kamen in Karlsruhe 0,25 Euro, in Mannheim 0,20 Euro pro Kilometer.

Unterwegs mit Einzeltickets

In Mannheim gab es mit 1,80 Euro die günstigsten Einzeltickets für Erwachsene. In Nürnberg zahlten Passagiere für ein vergleichbares Ticket knapp 80 Prozent mehr, nämlich 3,20 Euro, während der Durchschnittswert aller Städte bei den Einzelfahrten 2,74 Euro betrugt. Einzeltickets sind flexible Tickets, die es – außer in Frankfurt – erlauben, eine Fahrt zu unterbrechen oder in Zielrichtung umzusteigen. Dresden und Leipzig erlauben sogar Rund- und Rückfahrten. München verlangt für das Einzelticket im Innenstadtbereich 2,90 Euro und ist hier nicht ganz so günstig.

Kinder unter sechs Jahren fahren gratis

Weniger groß war die Differenz bei den Einzelfahrten für Kinder. Sie waren mit 1,20 Euro in Leipzig am günstigsten, im Verkehrsverbund von Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen und Wuppertal sowie in Berlin mit 1,70 Euro dagegen am teuersten. Durchschnittlich kosteten Einzelfahrten für Kinder 1,53 Euro. Die Tickets galten meist für 6- bis 14-Jährige für eine Fahrt in der gewählten Preisstufe. In München, wo eine Kinderfahrkarte 1,40 Euro kostete, galt diese sogar für den ganzen Großraum. Kinder unter sechs Jahren fahren übrigens in allen Städten kostenlos, in Dresden und Leipzig zahlen Kinder ab der Einschulung.

Fahrradmitnahme in Frankfurt, Hamburg und Hannover kostenlos

In den Verkehrsverbünden von Bochum, Dortmund, Duisburg, Düsseldorf, Essen und Wuppertal musste man für jedes mitgenommene Fahrrad 3,60 Euro zahlen. Durchschnittlich verlangten die Verbünde 2,25 Euro für diese Leistung. In Frankfurt, Hamburg und Hannover ist die Fahrradmitnahme kostenlos. Aber Achtung: Einen Anspruch auf Mitnahme gibt es in der Regel nicht. Ist die Bahn zu voll, bleibt das Fahrrad draußen – oft geschehen in München, auch wenn man hier 3 Euro für das Fahrrad-Tagesticket berappen muss.

Alle Ergebnisse im Detail bekommen Sie hier.


Nur Tickets im Preisvergleich, die es möglichst überall gab

Untersucht wurden die Verkehrsverbünde von Berlin, Bielefeld, Bremen, Dresden, Frankfurt/Main, Hamburg, Hannover, Karlsruhe, Leipzig, Mannheim, München, Nürnberg und Stuttgart. Mit ihren gemeinsamen Verbünden gehörten auch Bochum, Dortmund, Düsseldorf, Duisburg, Essen und Wuppertal zum Preisvergleich sowie die Rheinstädte Bonn und Köln – insgesamt also 21 deutsche Städte mit über 300.000 Einwohnern. 

Verglichen wurden die Preise für die gängigsten Ticketarten, die möglichst durchgängig in allen Städten verfügbar waren: Kurzstrecken, Einzelfahrkarten, Tages-, Wochen- und Monatskarten für Erwachsene sowie Einzelfahrkarten für Kinder zwischen sechs und 14 Jahren und Tickets zur Mitnahme von Fahrrädern. 

Durchgeführt und ausgewertet wurde der Preisvergleich vom Institut Knapp Quality Solutions, das auf Inkognito-Tests im Bereich Verbraucherschutz und Servicequalität spezialisiert ist. Geprüft wurde zwischen dem 9. Januar und 3. Mai 2019.

Erhoben wurden die aktuell gültigen Preise auf der jeweiligen Webseite der Verkehrsverbünde. In München werden sich mit der für 15. Dezember 2019 geplanten Tarifreform manche Preise ändern. Gleich bleibt aber, dass Kunden auch nach der Reform für eine Monatskarte den günstigen Preis von 55,20 Euro zahlen. Die in Stuttgart seit 1. April 2019 gültigen Preise sind im ADAC Preisvergleich berücksichtigt.


Text und Infografiken: ADAC

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