31.08.2020

Der Türrahmen-Effekt – warum wir Dinge plötzlich vergessen

Manch einer seufzt: „Hab ich jetzt schon Alzheimer!?“ Immer wieder kommt es vor, dass man Dinge schlagartig vergisst, wenn man von einem Zimmer ins andere geht. Keine Sorge – mit Demenz hat das nichts zu tun; das hat einen ganz anderen Grund.

Wissenschaftler sprechen hier vom sogenannten Türrahmen-Effekt. Forscher der University of Notre Dame (im US-Staat Indiana) haben diesen sehr ausführlich untersucht.

Wir haben darüber mit Diplom-Psychologin Dorothea Böhm gesprochen:

Diplom-Psychologin Dorothea Böhm ist seit 36 Jahren als Psychologin tätig und arbeitet fürs Europrean Career Coaching.

Was ist der Türrahmen-Effekt?

„Die Türrahmen-Vergesslichkeit bezeichnet das Phänomen, dass man aus der Tür raus geht, etwas wollte und kaum hat man den Türrahmen überschritten, hat man es leider vergessen“

Was sind die Gründe dafür?

„Es ist natürlich mangelnde Konzentration, denn wäre man einfach bei der Sache geblieben, die man gerade macht, dann wüsste man es ja noch. Man scheint im Türrahmen die Prioritäten und die Interessen geändert zu haben. Und das ist der Hauptgrund für diese Vergesslichkeit.“

Was kann man dagegen tun?

„Wenn es ganz wichtig ist, dann notfalls aufschreiben. Ordnungssysteme helfen wirklich weiter bei dieser Vergesslichkeit. Leute, die Ordnungssysteme einhalten, bei denen ist diese Vergesslichkeit so gar nicht da.“

„Man muss dann wieder zurück ins andere Zimmer gehen – und zwar so weit, wie man diesen Gedanken gefasst hat, was man machen wollte. Sie müssen praktisch von dem Moment an, wo Sie gesagt haben: ‚Das brauch ich noch!‘ wieder anfangen. Man muss örtlich zurückgehen!“

Also: Auch wenn man diesen Effekt nicht komplett abschalten kann, es gibt durchaus auch rein mentale Übungen, sich gezielt an Dinge zu erinnern, so zum Beispiel den „Gedächtnispalast“ und die „Loci-Methode“.:

Die Idee der Loci-Methode geht auf die alten Griechen zurück (möglicherweise entstand sie noch früher). Die Wissenschaftler mussten damals viel mehr auswendig lernen, da Bücher als Handschriften teuer und selten waren. Auch Redner in der Antike nutzten diese Technik, um ihre Reden auswendig zu lernen. Cicero schritt dabei gedanklich die Umgebung des Forums in Rom ab. Er beschreibt die Methode in seinem Werk „De oratore“.

Angeblicher Erfinder ist Simonides von Keos. Er lebte um 500 v. Chr. und war ein bekannter Poet und Redner. Er hatte wohl noch nichts mit späteren Konzeptionen eines Gedächtnispalastes zu tun. In der Antike war die ihm legendär zugeschriebene Loci-Methode so verbreitet, dass man einfach nur von „der Methode“ sprach. Der Sage nach ist Simonides auf die Idee für die Loci-Methode gekommen, als er bei einer Feier des Skopas dessen Haus kurzzeitig verließ und während seiner Abwesenheit das Haus einstürzte. Niemand überlebte, eine Zuordnung der zermalmten Körper war äußerlich nicht mehr möglich. Simonides musste, als einziger Überlebender, die unkenntlich Gemachten identifizieren. Dabei visualisierte er die Szenerie vor dem Einsturz, um sich den jeweiligen Aufenthalt der Personen zu vergegenwärtigen, und erkannte an seinem Erfolg, dass es dem Mensch leicht fällt, in eine räumliche Verknüpfung eingefügte Informationen geordnet wiederzugeben.

Ein sogenannter Gedächtnispalast beschreibt eine erweiterte und recht anspruchsvolle Anwendung der Methode: Ein prächtiges, weitläufiges Gebäude, meist schlossartig, wird zu einer umfassenden Informationsverankerung in allen Wissensbereichen genutzt. Die Idee des Palastes übt wegen der ihr innewohnenden Freiheit und der Anmutung einer vollkommen autark erschaffenen, begehbaren Welt eine große Faszination auf heutige Leser aus.

[Textquelle Wikipedia]

Im Video erklärt: So funktionieren „Gedächtnisplast“ und „Loci-Methode“

https://www.youtube.com/watch?v=6Y9K66nu3C4

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