25.09.2020

München: Streiks auch bei Bus, U-Bahn und Tram

Anfang der Woche streikt der öffentliche Dienst in München. Während des Lock-Downs in der Corona-Pandemie ist deutlich geworden, wie wichtig der gesamte öffentliche Dienst für das Funktionieren des Gemeinwesens ist, so ver.di.

Laut der Gewerkschaft ver.di haben die Arbeitgeber Bund und Kommunen in der zweiten Verhandlungsrunde wieder kein Angebot vorgelegt.

„Vom Applaus allein können sie die teuren Mieten im Ballungsraum München nicht bezahlen.“

Gewerkschaft ver.di

Jetzt wollen sich viele Beschäftigte im Öffentlichen Dienst durch Arbeitsniederlegungen Respekt verschaffen.

„In manchen Teilen sind es ein paar Stunden, in anderen Teilen ist es der ganze Tag“, sagte der Gewerkschaftssprecher in Bayern, Hans Sterr, zur Dauer der Aktionen.

Für die kommenden Tage kündigte er an: „Es wird eine lebhafte Woche bleiben.“

Ab Dienstag: Streik im Öffentlichen Nahverkehr

Keine U-Bahn, kaum Bus und Tram: Wer morgen mit den öffentlichen Verkehrsmitteln zur Schule oder Arbeit muss hat ein Problem. Auch in München soll es den ganzen Tag Streiks im öffentliche Personen-Nahverkehr geben. Von Betriebsbeginn, 3.30 Uhr, bis 18 Uhr fahren keine U-Bahnen.

Erhebliche Einschränkungen bei Bus und Tram 

Wie viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter am Dienstag tatsächlich streiken, ist unklar. Einsatzbereite Fahrzeuge für Busse und Trambahnen sollen zunächst auf einzelne Linien konzentriert und in möglichst gleichmäßigen Abständen verkehren. Ähnliches gilt beim Bus: Hier könnte etwa jedes zweite Fahrzeug zum Einsatz kommen, schreibt die MVG. Nach Beendigung der Streikmaßnahmen gegen 18 Uhr wird es noch einige Stunden dauern, bis U-Bahn, Tram und Bus wieder fahrplanmäßig fahren

S-Bahnen und Regionalzüge sollen aber nicht bestreikt werden. Welche Linien genau bestreikt werden und welche fahren, möchte die MVG am Dienstag über Live-Tickermeldungen mitteilen.

„Wir fordern die Gewerkschaften auf, den Tarifkonflikt am Verhandlungstisch auszutragen – und nicht auf dem Rücken unserer Fahrgäste. Trotz Rettungsschirm, den es nur in diesem Jahr geben wird und der auch nicht 100 Prozent unserer Schäden abdeckt: Die enormen Einbußen durch die Corona-Pandemie, insbesondere 2021, schränken unseren Verhandlungsspielraum stark ein. Daher kann es nur eine maßvolle Tariflösung geben.“

MVG-Chef Ingo Wortmann

Diese Betriebe und Dienststellen haben am Montag gestreikt

Insgesamt haben am ersten Streiktag in München rund 1.500 ve.rdi-Mitglieder in unterschiedlichen Bereichen gestreikt – darunter auch teilweise Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Home Office.

Stadtwerke München

Klinikum München

180 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben gestreikt, in jedem Haus wurde eine Station komplett geschlossen. Um die Notfallversorgung sicherzustellen hat ver.di mit der Klinikleitung eine Notdienstvereinbarung verhandelt.

Kinderbetreuungseinrichtungen

Der Streik in den Kinderbetreuungseinrichtungen hat im Vorfeld die Wogen hochschnellen lassen. Insgesamt haben sich 400 ver.di-Mitglieder an dem Streik in den Kinderkrippen, Kitas, Tagesheimen und Horten beteiligt. Nach ver.di-Informationen konnten 60 Einrichtungen streikbedingt nicht öffnen. Zusätzlich gab es aber auch coronabedingte Schließungen.

Zur Streikerfassung haben sich die Beschäftigten aus den Kinderbetreuungseinrichtungen am Münchner Marienplatz versammelt.

Der aktuelle Streikaufruf ist auf den einen Tag begrenzt. ver.di wird die weitere Einbeziehung der Kinderbetreuungseinrichtungen sehr verantwortungsvoll vornehmen, dabei aber immer auch die berechtigten Interessen der Beschäftigten im Blick haben.

Landeshauptstadt München, Baureferat

Aus diesen Bereichen sind rund 200 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in Streik getreten.

Landeshauptstadt München, Stadtbibliotheken

Die Streikenden der städtischen Bibliotheken haben sich zunächst am Gasteig versammelt um dann zum Marienplatz zu den streikenden Erzieherinnen zu stoßen.

Landeshauptstadt München, Sozialreferat

Beschäftigte aus dem Sozialreferat haben sich vor fünf Sozialbürgerhäusern versammelt. Rund 100 haben sich entschlossen, einen ganzen Tag lang in den Streik zu gehen.

Ein Teil der Streikenden hat dann die Mittagspause mit Streikwesten bekleidet in der Rathauskantine verbracht.

Dieter Reiter hält Streiks für verantwortungslos

Mit Unverständnis reagierte Münchens Oberbürgermeister Dieter Reiter auf die Ankündigung. „Ich halte dies zum jetzigen Zeitpunkt, mitten in einer der größten Gesundheitskrisen weltweit und nach Monaten der Notbetreuung und schwierigen Situation für die Eltern, schlicht für verantwortungslos“, hat er gesagt. Auch wenn er das Interesse der Erzieher, besser bezahlt zu werden, besonders in Zeiten der Pandemie, grundsätzlich nachvollziehen könne.

dpa

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