01.08.2014

Vergleichsportale: Für die Kreditwahl nicht immer die beste Hilfe

04.08.2014, 10:33 Uhr

Der Großteil der Kredite ging an Bürger zwischen 25 und 59 Jahren – mit den 45- bis 49-Jährigen (fast 23%) als führender Altersgruppe unter den deutschen Kreditnehmern (Quelle: SCHUFA über Statista.com). Der Wunsch und oft auch die Notwendigkeit, sich Anschaffungen vor dem Ansparen des dafür nötigen Geldes leisten zu können oder finanzielle Engpässe zu überbrücken, sind demnach offensichtlich groß.

Immer mehr Menschen ziehen mittlerweile auch kleine Finanzierungen und Leasings in Betracht, die in den vergangenen Jahren auch immer mehr in allen Branchen – vom Elektrofachhändler bis zum Automobilmarkt – beworben und weiterentwickelt wurden. Je höher die Nachfrage, desto ansprechender und individueller anpassbar müssen deren Produkte sein, um sich gegenüber der großen Konkurrenz behaupten zu können. Dies macht jedoch den Markt für solche Finanzdienstleistungen sehr unübersichtlich. In Zeiten des Internets bedeutet das meist eins: Ein Vergleichsportal muss her. Doch sind Vergleichsportale bei einem so empfindlichen und komplexen Thema auch tatsächlich die beste Wahl?

Solche Vergleiche können irreführend sein
Wer die gewünschten Kriterien in die Suchmaske eingibt, erhält bekanntlich eine aktuelle Liste der in Frage kommenden Anbieter – mit den günstigsten Angeboten ganz weit oben. Was dabei jedoch nicht ersichtlich ist: die Höhe der Kreditzinsen, die für den einzelnen Interessenten bei diesen Händlern herauskommen. Denn hierbei wird ein Aspekt nicht berücksichtigt: Die tatsächliche Kreditzinshöhe und genauen Konditionen hängen in der Regel von der Bonität und Situation des Kunden ab. Das bedeutet, dass die im Portal angegebenen Zinsen zumeist nur optimal eingestellte Möglichkeiten darstellen, die im individuellen Fall oftmals deutlich davon abweichen. Ob ein Kredit also zu diesen Konditionen erhältlich ist, ist vorher überhaupt nicht ersichtlich und die Sortierung nach dem besten Preis nicht immer die besten Optionen hervorbringt.


Mit dem entprechenden Hintergrundwissen sind Angebote und Verträge deutlich besser vergleichbar

Worauf deshalb besser geachtet wird
Wichtig ist – natürlich gleich nach der Seriosität des Anbieters – in allererster Linie die Details der Konditionen zu verstehen, um Angebote unterscheiden und einschätzen zu können. Daher die wesentlichsten Begriffe und ihre Bedeutungen im Überblick: 

Begriff

Bedeutung im Detail

Nominaler Jahreszins

Der nominale Zinssatz sagt aus, wie groß der prozentuale Satz ist, mit dem das Darlehen im Gesamten auf die gesamte Laufzeit verzinst wird.

 

Grundsätzlich hängen die Zinssätze von der Laufzeit, der Kredithöhe, der Kreditsicherheit und damit in erster Linie von der Kreditwürdigkeit des Antragstellers ab.

Effektiver Jahreszins

Der effektive Zinssatz berücksichtigt alle weiteren Faktoren, die den Preis bestimmen und gibt die jährlichen Gesamtkosten des Kredits in Prozent an. Er wird bestimmt von Höhe der Kreditsumme, Nominalzins, Bearbeitungsgebühren sowie Höhe, Beginn und Anteil der Tilgungen.

Bonitätsprüfung

Der Interessent gibt eine Selbstauskunft, die bei Privatpersonen in der Regel Angaben zur Person, Wohnsituation, Beruf, Einkommen und andere finanzielle Verpflichtungen beinhalten. Bei gewerblichen Antragstellern hingegen werden meist Angaben oder Nachweise zu Branche, Handelsregistereintragung, Umsatz, Gewinn und Verlust, Vermögen, Belastungen laut Grundbuch und Eigen-, Stamm- oder Grundkapital des Unternehmens verlangt.

 

Eine positive Bonität steht damit für ein geregeltes Einkommen, vorhandene Sicherheiten und Zuverlässigkeit des Schuldners bei der Rückzahlung früherer Kredite. Üblicherweise reichen hierfür Lohn- bzw. Gehaltsabrechnungen und die SCHUFA-Auskunft.

SCHUFA

Die Schutzgemeinschaft für allgemeine Kreditsicherung (Schufa Holding AG) ist ein privatwirtschaftliches Unternehmen, welches eine deutschlandweite Datenbank über wirtschaftliche Daten von Privatpersonen und Firmen pflegt. Wird eine SCHUFA-Auskunft beantragt, wird eine Übersicht über die Bonität und damit Kreditwürdigkeit herausgegeben. Hierfür ist übrigens die schriftliche Einwilligung des Betreffenden nötig.

Sicherungsübereignung

Falls mithilfe des Kredits eine sehr große Anschaffung handelt, wird meistens zur Reduzierung des Kreditrisikos das Eigentum erst nach der vollständigen Zahlung übereignet. Im Falle eines Autokaufs bedeutet dies zum Beispiel, dass der Kfz-Brief bei dem Kreditgeber verbleibt, während das Fahrzeug selbst schon nutzbar ist

Kreditsicherung

Damit der Kreditgeber die Sicherheit des Kredits erhöhen kann, gibt es neben der Sicherungsübereignung noch weitere Maßnahmen. Bei der Finanzierung und beim Leasing von materiellen Objekten kann beispielsweise eine Anzahlung getätigt werden, um die Kreditsumme zu senken. So gibt es außerdem Restschuldversicherungen sowie die Möglichkeiten der Bürgschaft, Grundschuld und Pfandhinterlegung (Gegenstände, Wertpapiere, vorhandenes Guthaben, usw.).

Bürgschaft

Ein Bürge verpflichtet sich vertraglich gegenüber dem Gläubiger, für die Rückzahlung des Kredits einzustehen. Fallen Ratenzahlungen aus, kann er je nach Vertrag entweder bis zur vollständigen Bezahlung des gesamten Kredits oder nur für die einzelnen Ausfälle herangezogen werden. Dies ist eines der häufigsten und beliebtesten Mittel, um größere Darlehen zu sichern.

Restschuldversicherung

Auch als Restkreditversicherung oder Kredit-Lebensversicherung bezeichnet, ist diese eine Absicherung für den Fall von Krankheit, Arbeitslosigkeit oder Tod. Falls etwas dergleichen eintritt, sind der Darlehensnehmer bzw. dessen Hinterbliebenen vor den Folgen der Zahlungsunfähigkeit geschützt. Mittlerweile werden diese Versicherungen vor allem bei hohen Kreditsummen von beiden Seiten gerne gesehen und gewählt.

 

Seriosität geht allem voran
Die besten und günstigsten Angebote, die alle anderen Anbieter überragen, können noch so gut sein – Damit der Kunde keinen Betrug fürchten muss, gilt es zu beurteilen, wie vertrauenswürdig der mögliche Kreditgeber einzuschätzen ist. Ein Beispiel: Jüngsten Berichten zufolge, warnt die Schweizer Sicherheitsbehörde KOBIK davor, dass Betrüger momentan auf Facebook eine gewiefte Masche anwenden, in der sie betrügerische Inserate von vermeintlich normalen oder gar Profilen von scheinbar seriösen Bankmitarbeitern aus senden. Dabei wird eine echte Identität einfach durch das Kopieren solcher Profile übernommen und anschließend ein besonders günstiger Privatkredit angeboten.

Fällt jemand auf diese Masche hinein, wird von den Opfern ein Vorschuss für die Darlehenseröffnung genommen – und die Betrüger verschwinden mit diesem Geld, ohne jegliche Leistungen zu erbringen. Um solchen und anderen Gefahren aus dem Weg zu gehen, ist es laut Experten oder auch Kreditinstituten wie easyCredit aus Nürnberg nicht nur wichtig sowohl Angebot als auch Anbieter genau einzuschätzen, sondern warnen – wie auch Verbraucherschützer – aus oben genannten Gründen davor, bei der Kreditsuche mithilfe von Vergleichsportalen nur auf den dort angegebenen Zinssatz zu achten.

ak / Foto 1: geralt – Pixabay.com, Foto 2: delphinmedia – Pixabay.com, *Autorenhinweis im Impressum

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