07.11.2012

Eklat im Dachau-Prozess: Zerwürfnis zwischen Anwalt und Gericht

07.11.2012, 16:36 Uhr

Nachdem Richter Martin Rieder die Ernennung des Rechtsanwalts Maximilian Kaiser zum Pflichtverteidiger abgelehnt hatte, kam es zu einem heftigen Wortgefecht zwischen dem Anwalt und dem Vorsitzenden der Strafkammer.

Kaiser, dem als Wahlverteidiger keine Vergütung vom Staat zusteht, verließ den Saal. Unklar blieb, in welcher Form der Landshuter Jurist künftig am Prozess teilnehmen wird, sein Mandat legte er zunächst nicht nieder. Als Pflichtverteidiger steht dem Angeklagten weiter sein zweiter Rechtsanwalt Wilfried Eysell zur Seite. Der 55-jährige Angeklagte muss sich wegen Mordes an einem jungen Staatsanwalt im Dachauer Amtsgericht verantworten.

Nach dem Eklat sagte ein Polizist als Zeuge aus, dass der Schütze auf ihn am Tatort sehr ruhig und kontrolliert gewirkt habe. «Es war so, als würde man mit einem reden, der einen Ladendiebstahl begangen hat», erinnerte der Beamte sich.

Am Prozess nahm der Angeklagte trotz seines schlechten gesundheitlichen Zustands rege teil. Er stellte Fragen an die Zeugen und hörte aufmerksam zu. Dem 55-Jährigen wurden infolge einer Blutvergiftung beide Beine abgenommen – Medikamente lehnt er ab.

Der Angeklagte hatte am 11. Januar im Dachauer Amtsgericht einen 31 Jahre alten Staatsanwalt erschossen und weitere Schüsse auf die Richterbank abgegeben. Ein befreundeter Staatsanwalt, der ebenfalls als Zeuge auftrat, charakterisierte das junge Opfer als menschlich «großartig» und juristisch «grandios». Er sei trotz seines großen Talents sehr nahbar gewesen.

dpa-infocom / ak

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