06.03.2013

Profiler hatte bei NSU-Morden richtigen Verdacht

06.03.2013, 16:01 Uhr

Der Profiler Alexander Horn vermutete, dass es sich um zwei Täter handelte, die einander sehr nahe standen, ihre Morde aus Ausländerhass begingen und aus der rechten Szene stammten. Horn berichtete am Mittwoch als Zeuge vor dem NSU-Untersuchungsausschuss des Landtags, wie er zu seinen Hypothesen gekommen war: «Das Kennzeichnende dieser Taten war das Zerstörungsmotiv.»

Das weitgehend zutreffende Täterprofil hatte dennoch nicht zum Durchbruch geführt. Zum einen lag Horn mit seiner Fallanalyse in einer Hinsicht falsch: Der Profiler hatte den «Ankerpunkt» der rechten Serienmörder in Nürnberg vermutet. Deswegen wurde anschließend die örtliche rechte Szene überprüft, aber nicht bundesweit gefahndet.

Außerdem habe das Bundeskriminalamt offenbar einen anderen Fokus gehabt: «Das BKA hatte immer noch den Hintergrund organisierte Kriminalität priorisiert», sagte Klaus Mähler, der damalige Leiter der Soko Bosporus. In der ersten Fallanalyse hatte auch die Soko noch organisierte Kriminalität vermutet – erst in der zweiten Fassung rückten rechtsextreme Täter in den Vordergrund.

Horn erklärte, wie er dazu kam: Beim achten und neunten Mord hätten die Umstände darauf hingedeutet, dass es sich um Zufallsopfer handelte. Gemeinsam hatten die Opfer nur ihre ausländische Herkunft. «Die Wahrscheinlichkeit war sehr hoch, dass diese zwei Täter eine fremdenfeindliche Gesinnung hatten», sagte der Polizist. Beide seien «missionsgeleitete Täter» gewesen.

Horn hatte zudem vermutet, dass die beiden Täter sich aus der rechten Szene zurückgezogen hatten, weil sie «ein starkes Bedürfnis nach Aktion» gehabt hätten. Böhnhardt und Mundlos waren Ende der neunziger Jahre untergetaucht. «Die zweite Analyse war so dicht dran, dass einem fast ein Schauer über den Rücken läuft», sagte FDP-Fraktionsvize Andreas Fischer.

dpa-infocom / ie

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